DIGITAL ERSTELLTES LESEJOURNAL EINES ROMANS (SEK. I)

Der Begriff Digital erstelltes Lesejournal wird in diesem Beitrag verstanden als digitales Portfolio, das SuS der Sek I (hier einer 9. Klasse/Gymnasium), die permanent mit digitalen Geräten/Medien arbeiten, parallel zur klassischen Besprechung eines Romans anfertigen. Es trägt dazu bei,

  •               Stellen des Buches digital-kreativ zu veranschaulichen
  •               sich eine Meinung über das Gelesene zu bilden und festzuhalten
  •               den Inhalt, die Sprache und den Aufbau des Romans (in Kombination mit klassischer Textanalyse) besser und unter vielfältigeren Gesichtspunkten zu verstehen

Das Lesejournal soll Beiträge enthalten, die aus 7 von der Lehrkraft vorgegebenen Zusammenstellungen in unterschiedlichen Arbeitsformen und -prozessen über 6 Wochen (dazu gehört auch jeweils eine Doppelstunde pro Woche in der Schule) erstellt werden. Sie beziehen sich auf jeweils unterschiedliche Kapitel des Romans Das Attentat von Harry Mulisch. Bei der Zusammenstellung der möglichen Elemente des Lesejournals sollte darauf geachtet werden, dass die Auswahl/Kombination der Arbeitsformen und Inhalte vielfältigen Kriterien und Schwierigkeitsgraden gerecht werden kann, sodass vergleichbare Leistungen entstehen. Aus folgenden Möglichkeiten wählen die SuS jeweils vier Beiträge aus:

  1. Einzel- oder Partnerarbeit (letztere vorzugsweise kollaborativ, z.B. auf einem Etherpad)
  •               eine Inhaltsangabe des gesamten Romans verfassen
  •               eine Learningapp für die Klasse zur Sicherung des Inhalts (des gesamten Romans) erstellen
  •               abschließend eine Rezension verfassen

2. Einzel- oder Partnerarbeit

  •               die Charakterisierung einer Person verfassen
  •               einen persönlichen Brief an eine Person schreiben

3. Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit

              • eine Textstelle kreativ gestalten (Video, Standbild, Audio, Collage, MindMap, Chatverlauf, Thinglink)

4. Gruppenarbeit (max. 4/5 Pers.)

              • ein max. 5-minütiges Hörspiel produzieren, in dem ein spannender Textausschnitt mit unterschiedlichen Rollen vorgetragen und eine Geräuschkulisse integriert wird

5. Einzel- oder Partnerarbeit

Planung und Erstellung einer Präsentation zu den Themen:

  •               Die Besetzung der Niederlande durch Nazideutschland
  •               Die Leitmotive „Vulkanausbruch“ und „Zahnschmerzen“ im Roman

6. Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit

              • eine eigene Idee umsetzen (vorherige Absprache mit der Lehrperson)

7. Einzel- oder Partnerarbeit

              • einen Blogbeitrag verfassen: eines der Produkte wird im Schul-Blog veröffentlicht und der Öffentlichkeit/Klasse zur Diskussion angeboten

Idealerweise arbeiten die SuS auf einer gemeinsamen Plattform (Wiki, OneNote, MS Teams, Moodle o.Ä.) als kollaborativer Schreibumgebung, sodass ein permanenter, orts- und zeitunabhängiger Austausch zwischen SuS sowie LuS möglich ist. Dort findet sich auch die von den SuS erstellte (und während des Arbeitsprozesses ggf. aktualisierte) Organisation der Arbeitsprozesse: Wer macht wann was? Somit hat auch die Lehrperson zu jeder Zeit (und von überall her) die Möglichkeit, zu unterstützen und zu korrigieren.

Hier einige gelungene Projekte:

Im Zusammenhang mit Prüfungsformaten für den Distanzunterricht haben Ricarda Dreier, Axel Krommer, Björn Nölte und Oliver Schmitz u.a. im Blog Krommers  Bildung unter den Bedingungen von Digitalität schon im August 2020 auf die Möglichkeit der Ersetzung einer „Klassenarbeit durch eine andere, in der Regel schriftliche, in Ausnahmefällen auch gleichwertige nicht schriftliche Leistungsüberprüfung“ (§6 Abs. 8 APO-SI) hingewiesen.

Wenn im Unterricht – sowohl in Präsenz als auch Online – mit digitalen Medien gearbeitet wird, stellt sich die Frage, inwiefern vermittelte Kompetenzen angemessen durch Kriterien vorgegebener Prüfungsformate berücksichtigt werden. (In diesem Zusammenhang bleibt zunächst die generelle Frage nach der Sinnhaftigkeit solcher Prüfungen im Zusammenhang „digitaler Schule“ überhaupt außen vor.) Da mühevolle Arbeit, viel Zeit und Motivation in die Vermittlung zeitgemäßer Kompetenzen zur souveränen Partizipation an einer Kultur der Digitalität in den Schulalltag von SuS und LuL und Lehrern fließen, sollten diese Kompetenzen auch angemessen in (neu zu gestaltenden) Prüfungsformaten berücksichtigt werden.

Diese Problematik ist nicht neu, es existiert u.a. schon eine kollaborativ erstellte, umfangreiche Liste mit Vorschlägen einschlägiger Experten/innen. Angesichts der coronabedingten Einschränkungen (und der in zahlreichen Schulen erfolgten Investitionen) des letzten Jahres hat sie erneut an Aktualität gewonnen. Denn Lehrerinnen und Lehrer denken oftmals (verantwortungsvoll) vom Ende her: Worauf muss ich meine SuS vorbereiten, welche Kriterien des Prüfungsformats gilt es zu berücksichtigen?  

Das oben beschriebene Lesejournal wird gemeinsam mit der Klasse bewertet und könnte – ggf. im Zusammenhang mit einer klassischen Arbeit (z.B. der Analyse eines Textauszug aus dem Roman) – zu einer Gesamtnote kombiniert werden.

Weitere Erläuterungen, Materialien, detaillierte Schulungen und Hinweise in der entsprechenden Fortbildung.

2 Comments

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..