„Schule – noch kein Ort der Medienbildung“

Die Schulen sind eher Teil des Problems als Teil der Lösung. Ihnen wird nahegelegt, dass sie in punkto Medienkompetenz Deutschland – im internationalen Vergleich – weniger zum Bildungs- als vielmehr zum Bildungskatastrophen-Standort machen. Die International Computer and Information Literacy Study (ICIL 2013), de­ren Ergebnisse im November 2014 vorgestellt wurden, erfasste die informations- und compu­terbezogenen Kompetenzen von Jugendlichen der 8. Klasse, Lehrkräften und Schulleitungen sowie die schulischen und außerschulischen Rahmenbedingungen ihres Kompetenzerwerbs in 21 Ländern. Bei vielen Ergebnissen des Ländervergleichs finden wir Deutschland im Mittelfeld oder auf den hinte­ren Plätzen. Die Jugendlichen hätten in Sachen Medienkompetenz deutlichen Nachholbedarf und fielen gegenüber Gleichaltrigen zum Bei­spiel aus Tschechien, Kanada, Polen, Südkorea, Dänemark oder den Niederlanden ab.

(aus: A. Lauber und M. Würfel: Entmutigende Medienkompetenzförderung?! In: merz 2/2015. S. 41.)

Stimmt das? M.E. ja. Wer vermittelt Medienkompetenz? Wenn überhaupt, eher die Peer-Group als die Schule. Meine Antwort als Lehrer darauf: „Learning by doing“ – Medienkompetenz erwerben durch Medienproduktion und deren kritische Reflexion. aktuelles LogoCa. 20 Schülerinnen und Schüler (jahrgangsstufenübergreifend) arbeiten in dieser AG, die sich in vier Arbeitsbereiche (Texte, Fotos, Videos, Audios) gliedert und die Produktion medialer Veröffentlichungen im Print- und Online-Bereich unterstützt. Die AG-Mitglieder produzieren Text- und Fotobeiträge für das Schul-Jahrbuch, für Presse- und Onlineveröffentlichungen sowie Audios und Videos, z.B. Interviews mit Hilfe der (technischen) Möglichkeiten, die insbesondere die „neuen“ Kommunikationsmedien bieten. Ihre Mitglieder sind entsprechend medial interessiert / kompetent und bilden sich im Bereich der (kritischen) Nutzung „neuer“ Medien fort. Sie lernen, Online-Tools zu nutzen und setzen sich kritisch mit ihnen auseinander.
Die engere Zusammenarbeit der Mitarbeiter findet in den jeweils einzelnen Arbeitsbereichen statt, für deren Organisation jeweils leitende Personen verantwortlich sind. Jeder besitzt einen eigenen Laptop oder Tablet-PC bzw. Fotoapparat, Videokamera, Mikrofon, entsprechende Hard- und Software (BYOD). Die Schule stellt zwei hochwertige DSLR inkl. Zubehör sowie Software und weitere technische Hilfsmittel zur Verfügung.
Die AG bzw. die Mitglieder der einzelnen Arbeitsbereiche treffen sich auf verschiedenen Ebenen:
innerhalb der Schule, in den jeweiligen Arbeitsbereichen kooperieren / diskutieren sie z.B. über soziale Netzwerke, z.B. WhatsApp bzw. Facebook, ggf. per Mail, Google Drive, usw. Die gesamte Gruppe trifft sich unregelmäßig zu Schulungen, die alle Arbeitsbereiche betreffen, z.B. zu den Themen Google Drive als gemeinsame Arbeitsplattform, Urheberrecht, Datenschutz, praktische Medienarbeit (Schreib-Workshops, Photoshop, YouTube). Auf diesem Weg gewinnen die Teilnehmer an Medienkompetenz, vermittelt durch das Arbeiten mit und Produzieren von Medien: Mediengestaltung verstehen und reflektieren. IST DAS DER (RICHTIGE) WEG?

1 Comments

  1. Ich finde dieses Projekt/diese AG großartig. Auch ich habe oft darüber nachgedacht, wie Medien, Medienkompetenz und mediendidaktische Aspekte angemessen in den Unterricht integriert werden können und inwiefern dies überhaupt gut verknüpfbar mit Lehrplaninhalten ist. Und auch die Aussage, dass Medienkompetenz und Kontakt mit Medien vor allem in den Peergroups anstatt in der Schule stattfinden, halte ich für sehr plausibel. Um an dieser Erkenntnis aber nicht zu scheitern, empfinde ich eine freie AG mit angemessener Ausstattung zur Verknüpfung von Schule und Peergroup als eine große Chance, Medienkompetenz in den schulischen Rahmen einzufassen, ohne sie zwanghaft anzupassen und künstlich erscheinen zu lassen.
    Wünschenswert wäre, wenn solche Projekte fachmännisch/kundig angeleitet und angemessen ausgestattet an mehr Schulen Einzug halten würden.

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